Ein Seemeilenmärchen
Eveli Mani
www.evelimani.com
Es war einmal, als sich zwei mal Acht aufmachten, um sich an das Achtern heranzumachen.
Die Junikäferchen leuchteten zu jener Zeit bereits in ihrer Heimat in voller Lichtgeschwindigkeit, sodass sie Sehnsucht bekamen, auch das Meeresleuchten erleben zu wollen. Und aus dem Wünschen wurde das Hoffen und aus dem Erwarten die Tat. Und diese erwies sich dann als grandios; und alles Drumherum natürlich auch.
Captain Eli heuerte in Kroatien zwei BavAdriaSchiffe an, und nun konnte der Törn von Split aus bei achterlichem Wind losgehen. Nach Sicherheitseinführungen und Schwimmwestenanproben dann Warten auf den Wind. Und er kommt.
Quickstop-Mann-über-Bord-Manöver, Cop´sche Segelart und faltenfreie Genua auf der Skrivena sorgen für einen entspannten Wochenstart. Mal ein bisschen dichter gehen, mal den Holepunkt etwas achtern holen, mal Butterfly, und ab geht´s in Richtung Starigrad auf der Insel Hvar. Flauten bieten dabei zwischendurch breite Angriffsflächen, um das Rollenverhalten an Bord zu arrangieren. Wer mag die Weiße? Wer hätte gern Grün? Haben wir noch Blau?
Windlochstrategien dieser Art machen das Segeln erst zum wahren Biergenuss, zumindest Segelpausen erträglicher. Knoten Evi, die den Namen von der Belegschaft deshalb erhalten hatte, weil sie, obwohl Neuling der Seefahrt, nicht nur die Seglerknoten in Windeseile erlernt hatte, sondern auch auf Anhieb beim ersten Rudergang sieben Knoten an Geschwindigkeit zusammenbrachte, hatte die Aufgabe zugeteilt bekommen, eben dieses mehrfarbige Rollenverhalten an Bord ein bisschen überwachen zu wollen, wenngleich sich dies als gar nicht so einfach erwies; zumindest wesentlich anspruchsvoller als das Steuern eines Segelschiffes bei steifem Wind, so wie sie meinte!
„Wer geht zur Großschot?“
„Hol dicht!“
„Moment!“
„Rund achtern!“
„Genua über!“
„Und fier auf!“
„Theoretischer Kompasskurs 290 °!“
CaptainEli überwacht das Treiben seiner Mannschaft.
KenterChrissi und BrisenBertl am Bug, TrimmTom und WendenWolfi an den Winschen.
WinschenWolfgang ist auf dem zweiten Schiff namens Rasotica, Gott sei Dank, denn der ist sehr talentiert, sämtliche Winschkurbeln im Meer zu versenken. Er entpuppt sich eines Abends allerdings aber auch, das darf nicht vergessen werden, zu einem ausgesprochenen Kochgenie! In der Schiffsküche schwitzt er wie dumm, während alle an Deck gemütlich seine variantenreichen Pizzas verzehren.
Vis, das nächste Ziel, ist bei lauer Nacht und unter der Obhut eines zunehmenden Mondes und einer vom Himmel strahlenden Venus auch für einen romantischen Hafenrundgang gemacht.
Und wieder einmal liegen die Skrivena und die Rasotica in Rukavac einträchtig nebeneinander, und nach dem Verzehr von Spagetti a la PaliJan, wobei frischgepflückter Origano und Thymian dies zu einem kulinarischen Erlebnis hatten werden lassen, dann „Wir lagen vor Madagaskar………………“ auch wenn sie realistisch betrachtet davon viele Seemeilen entfernt sind, aber die beiden Gitarristen TrimmTom und HalsenKlaus halten die gute Laune der Besatzung beider BavAdrias und die der umliegenden Boote bis zum Sonnenaufgang aufrecht.
„Rasotica, Rasotica, Rasotica, delta echo Skrivena, bitte kommen!“
„Rasotica, Rasotica, Rasotica, delta echo Skrivena, bitte kommen!“
„Rasotica, Rasotica, Rasotica, delta echo Skrivena, bitte kommen!“
„Wollen wir gemeinsam einen Badestop einlegen?“
Die beiden Skipper nehmen miteinander Funkkontakt auf. Sie haben Vrboska auf Hvar im Visier. Und PaliJan, der Jüngste an Bord, wenngleich mit enorm hoher Seesensibilität und Segelerfahrung ausgestattet, bereitet alles für dieses Manöver vor.
SpeedSepp geht auf Fenderbereitschaft und bald darauf tummeln sich 16 hochseetaugliche SchwimmerInnen im kühlen Nass, bloß mit der gleitenden Eleganz der Wale, die sie vorhin gesichtet hatten, können sie sich nicht wirklich messen, die Freude am Tauchen und Springen scheint jedoch ungetrübt zu sein.
„Sind die Leinen alle auf Slip?“ Die Stimmung an Bord ist ungetrübt. Die Sonne lacht ihnen allen auf ihre nackten Bäuche. Die sanfte Brise streichelt allerdings nicht nur diese. Selbst in den Segeln hält der Wind sein fröhliches Spiel. Das Führen des Steuerrades macht Spaß, auch das Berechnen des Kurses und das Studieren der Seekarten.
Letzte Inselstation ist Luka auf Brac.
Der heimatliche Arbeitsstress bleibt gänzlich achtern. Eine kleines, mehr oder weniger sanft schaukelndes, vorübergehendes Zuhause, wo man sich fast ausschließlich mit den Elementen Himmel und Wasser konfrontiert sieht, lässt einen mit Leichtigkeit all das entbehren, was man im normalen Alltag zu gebrauchen wähnt.
Pütz- und Dingigeschichten, Märchengerüche, Traumwolkenhimmel und Meeresleuchten lassen alle Sorgen verfliegen; auch die Zeit.
Und nur allzu bald, unter dem Motto www.wendenwolfi&palijan.ade, und in der Gewissheit, dass Neptun, der Meeresgott, mit dem jeweils ihm zugedachten Manöverschluck zufrieden gewesen sein musste, ist eine Mannschaftsteilverabschiedung in Kastela unvermeidbar .
Zwei von ihnen treten den Flug nach Deutschland an, während die Anderen mittels PKW nach Österreich nach Hause fahren.
Und wie könnte es anders sein, ein Seemärchen schließt mit den Worten:
“ ………und da sie nicht gekentert sind, leben sie noch heute!“
Und die Moral von der Geschicht`: …………..sie kommen wieder!